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Der DMSB, der Deutsche MotorSport Bund, ist der nationale Vertreter der FIA, der Fédération Internationale de l’Automobile in Paris, des internationalen Dachverbandes für den Automobilsport. Der DMSB musste in den letzten Jahren dadurch auffallen, dass er praktisch auf keinem Sektor des Automobilsports in Deutschland, die jeweilige Sparte weiter entwickelte, zukunftsträchtig ausbaute, ihr eine Basis, ein ordentliches Fundament gab, sondern dass jeweils das Abkassieren im Vordergrund steht. Ich kenne persönlich keine Sparte, gleich ob Kart, Rallye, Rundstrecke oder andere, in denen nicht über die Falsch- und Überreglementierung des DMSB geklagt würde, wo man in der Praxis darunter leidet. - Um es kurz zusammen zu fassen: Der DMSB entwickelt nirgendwo die Strategien, die eigentlich notwendig wären, um die jeweiligen Sparten zukunftsfähig auszubauen ihnen eine kräftige Basis zu geben. - In einer solchen Phase erreicht Motor-KRITIK eine Pressemitteilung des DMSB, die mit „DMSB erkennt SimRacing als Motorsport-Disziplin an“ überschrieben ist. - Der erste Satz aus der Pressemitteilung lautet: „SimRacing gilt ab sofort als offizielle Motorsport-Disziplin.“ - Dazu fällt mir dann im Moment eigentlich nichts mehr ein - aber dann doch der bessere Titel:
SIM-salabim: Der DMSB entdeckt neue Geldquelle!
Der DMSB informiert zu „SimRacing“ als „offizielle Motorsport-Disziplin“:
„Das hat das Präsidium des Deutschen Motor Sport Bundes auf seiner Sitzung am 4. Oktober beschlossen. Damit öffnet sich der DMSB für die digitale Variante des Motorsports und sorgt gleichzeitig für eine Professionalisierung des Sports mit Rennsport-Simulationen.“
Das Präsidium des DMSB besteht aus fünf Leuten, die ich nachstehend benennen möchte:
- Hans-Joachim Stuck
- Dr. Hans-Gerd Ennser
- Hans Robert Kreuz
- Wolfgang Wagner-Sachs
- Gebhard Same
Mit 67 Jahren ist Hans-Joachim Stuck nicht nur der älteste im Präsidium, sondern auch das Aushängeschild des DMSB, ein Mann mit großer Motorsport-Erfahrung.
Ich weiß – dank vieler Informationen, die mich in letzter Zeit erreichten – dass die Entwicklung hin zu dieser Entscheidung des DMSB schon einige Zeit in Anspruch nahm und jemand – dem man es vielleicht nicht zutraut – sich immer dagegen ausgesprochen hat, SimRacing als offizielle Motorsport-Disziplin anzuerkennen: Hans-Joachim Stuck.
Darum hat mich jetzt interessiert, wie man sich jetzt im Präsidium für die Anerkennung von SimRacing als Motorsport-Disziplin entschieden hat:
- Nach Protokoll: Einstimmig!
Was nichts anderes bedeutet: Hans-Joachim Stuck hat sich der Mehrheit seiner Kollegen angepasst und auch entsprechend abgestimmt. - Das bestätigt meinen Eindruck vom Persönlichkeitswert dieser „Führungspersönlichkeit“, die übrigens gerade den bisherigen Wohnsitz in Österreich auflösen möchte.
In Zukunft wird allerdings nicht Stuck, sondern das DMSB-Präsidiumsmitglied Dr. Hans-Gerd Ennser für den Sektor SimRacing verantwortlich sein. Immerhin war der schon als Richter, Staatsanwalt und in Rechtsabteilungen der Automobilindustrie tätig. - Immerhin!
Dr. Ennser erklärt dann auch in der Pressemitteilung des DMSB, warum man „ab sofort“ SimRacing als „offizielle Motorsport-Disziplin“ empfindet:
„Die Darstellung der Rennstrecken und die Einstellungsmöglichkeiten der Fahrzeuge sind so realistisch, dass viele Motorsportler SimRacing längst als Trainingsmöglichkeit und zur Vorbereitung etwa auf unbekannte Rennstrecken nutzen. Nun wollen wir den nächsten Schritt machen, indem wir SimRacing als vollwertige Motorsport-Disziplin anerkennen und damit den Einstieg in den Motorsport auch für jüngere Menschen erleichtern.“
Was weiß eigentlich ein Dr. Ennser von Trainingsmöglichkeiten und Vorbereitung auf unbekannte Rennstrecken?
Ein nicht unbekannter Rennfahrer hat mir einmal vor Jahren gesagt:
„Es gibt keine Rennstrecke auf der Welt, die man nach dem Befahren von 10 Runden nicht erlernt haben könnte. Dann wird man sie allerdings noch nicht optimal durchfahren können, sondern sollte sie aber grundsätzlich begriffen haben und schon schnell sein. - Wenn du das nicht schaffst, solltest du das Rennen fahren aufgeben! - Dann hast du auch nicht die geringsten Anlagen zum Rennfahrer.“
Damals – es ist Jahrzehnte her – hatte ich Angst, die mir als Fahrer unbekannte Rennstrecke in Spa-Francorchamps während der offiziellen Trainingszeiten zu einem 24h-Rennen erlernen zu können.
Der erfahrene Rennfahrer hatte recht! - Ich bin dann im Rennen z.B. die „Eau Rouge“ auch in der Nacht mit einem Zweiliter-Tourenwagen (Gruppe N) „voll“ gefahren. Da erzeugt die Aerodynamik keinen Abtrieb, sondern Auftrieb! - Dabei bin ich eigentlich niemals ein wirklich guter Rennfahrer gewesen. Ein guter, in Spa erfahrener Mann auf dem gleichen Automobil, hat sich das allerdings auch am Tag das nicht getraut!
Aber natürlich kann man mit SimRacing das Befahren einer Rennstrecke leichter erlernen. Nur hat das alles mit Motorsport nichts zu tun. Wenn ich mit dem „virtuellen“ Erleben einer Rennstrecke, deren Rhythmus begriffen habe, bedeutet das nicht grundsätzlich, dass ich danach in der Lage bin, die Rennstrecke in optimaler Weise zu befahren! - Die Nuancen der Strecke fehlen, auch wechselnde Wetterbedingungen lassen sich schlecht virtuell konstruieren. - Im Leben ist eben alles, vieles anders!
Genauso wenig bedeutet ein DMSB Nordschleifen-Permit, dass der Besitzer in der Lage ist, die Nürburgring-Nordschleife in idealer Weise zu umrunden. Das DMSB Nordschleifen Permit ist eigentlich nur eine reine „Geldschneiderei“ und bildet genauso wenig eine Voraussetzung zum rennmäßigen Befahren der Nordschleife, wie ein Training am Bildschirm, das „virtuelle“ Befahren.
Darf ich an den 28. März 2015 erinnern, wo ein von Nissan mit dem Live-Erleben ausgezeichneter SimRacer mit einem DMSB Nordschleifen Permit (!) in der Realität einen Unfall am Streckenabschnitt „Flugplatz“ verursachte, der zu einem Toten unter den Zuschauern führte? - Motor-KRITIK-Meinung: Ein typischer SimRacer-Unfall an dieser Stelle. - Auf dem Bildschirm – virtuell – war diese Stelle sicherlich kein Problem. - Weil der Fahrer auch ohne Erfahrung in der realen Fahrzeugabstimmung war, stimmte natürlich auch die nicht.
Solch ein weiteres negatives Beispiel wird nun auch eine Arbeitsgruppe des DMSB nicht verhindern können, die dafür sorgen soll,
„…dass realer und simulierter Sport noch näher zusammen rücken.“
In der Pressemitteilung des DMSB ist auch schon die Rede davon, wie z.B.
„...das E-Learning ein schneller und kostengünstiger Weg sein (könnte), um einen Lizenzlehrgang für das SimRacing zu etablieren.“
Noch einmal zum Mitschreiben: „...einen Lizenzlehrgang für das SimRacing zu etablieren“! - Von den Kosten wird nicht gesprochen.
Aber man beschreibt, wie man sich – sozusagen als „kleines Fritzchen des Motorsports“ die Zukunft des SimRacing vorstellt:
„Im Idealfall sollen künftig zum Beispiel Rennleiter und Sportkommissare ihre Erfahrungen auch im Bereich SimRacing einbringen – so wie etwas DTM-Renndirektor Sven Stoppe, der bereits bei SimRacing-Events tätig war.“
Dr. Hans-Gerd Ennser erklärt übrigens, wie er das SimRacing sieht und macht damit deutlich, dass er sich offenbar bisher nicht mit dem Thema SimRacing beschäftigt hat:
„SimRacing kann aus unserer Sicht den Einstieg in den Motorsport bilden, da es relativ kostengünstig ist und praktisch von jedermann ausgeübt werden kann – übrigens auch von Menschen mit körperlichen Einschränkungen.“
Und man nennt in der Pressmitteilung Beispiele dafür, dass der DMSB mit seiner Entscheidung sich dem „E-Sport“ zu öffnen nicht alleine ist, und man nennt Beispiele wie „eSailing“ und „e-Soccer“.
Motor-KRITIK möchte zum Beispiel „eSailing“ - des DMSB - aus dem „SegelReporter“ zitieren:
„Für Topp-Leistungen allerdings muss man Credits kaufen. Das ist in der Pressemitteilungen des Weltseglerverbandes nicht zu lesen. Oder übernimmt das der Verband? Man kann sich die Zeit zur Startlinie anzeigen lassen, die Anliegelinien, automatisch den schnellsten Weg nach Lee und Luv (VMG) einstellen oder den Windschatten anzeigen lassen. Ab 2,29 Euro geht’s los. Das teuerste Paket kostet 99,99 Euro. Wie es genau funktioniert, wird noch nicht so richtig kommuniziert.“
Da bei bisherigen „eSailing“-Veranstaltungen bis zu 485.000 Starter (!) gezählt wurden, rechnet auch der Weltseglerverband für die von ihm ausgeschriebene „Weltmeisterschaft“ mit einem entsprechend großen wirtschaftlichen Erfolg. - Hat man das beim DMSB gelesen?
Das Finale der WM findet übrigens am 30. Oktober 2018 statt und zum Thema
„klare Regeln, neutrale Sportwarte und technische Standards“ (in der DMSB-Info)
liest man im „SegelReporter“ zum DMSB-Vorbild „eSailing“:
„Inshore ist es aber deutlich schwieriger, die Kollisionsregeln zu adaptieren. Bei der Beta Version drehte man sich noch einen Wolf, um die automatisch verhängten Penalties loszuwerden und wurde bei der dritten Strafe vom Spiel ausgeschlossen. Inzwischen wird man automatisch verlangsamt,und segelt danach wieder weiter.
Das macht die Entscheidungen des eingebauten Schiedsrichters allerdings nicht richtiger. Man muss sich wohl daran gewöhnen, dass es nie funktionieren wird und kann und die kritischen Situationen wenn möglich weiträumig zu umfahren.“
Da bin ich gespannt, was dem DMSB dann zu einer „Deutschen SimRacing-Meisterschaft" einfallen wird. Da wird es doch sicherlich ein Lauf auf der Nürburgring-Nordschleife geben, mit DMSB Nordschleifen-Permit, BoP, Boxen-Mindeststandzeiten, Code-60-Zonen, Geschwindigkeits-Limits in der Boxengasse und gegenüber den FIA-Regeln veränderten Flaggen-Signalen. - Und natürlich Strafen.
Aber vielleicht lassen sich dadurch entstehende kritische Situationen auch dadurch ausschließen, dass – wie oben zum eSailing erklärt – solche Situationen „weiträumig umfahren“ werden. Das heißt: Man sollte an solchen „virtuellen Spielereien“ - wenn sie vom DMSB „kontrolliert“ werden, erst gar nicht teilnehmen, da die auch eigentlich nichts mit Motorsport zu tun haben.
Ich beobachte die Entwicklung auf diesem Gebiet seit Jahren. Tatsächlich haben sich die Spiele der Realität angenähert, aber sie können nur ein „ähnlicher Abklatsch“ sein. SimRacing hat die gleiche Ähnlichkeit mit Motorsport, wie Kegeln mit Basketball. - Man wirft in beiden Fällen „Bälle“, es gibt Punkte, das Eine könnte Training für das Andere sein, aber selbst Äpfel sind keine Birnen!
Bei der Musikmesse in Frankfurt in diesem Jahr, habe ich z.B. lange Zeit auf dem Stand von Yamaha SimRacer beobachtet, die mit einer „Steinberg“-Version überwiegend die Rennstrecke Zolder als Rennstrecke und Hubraum- und PS-starke Sportwagen als Wettbewerbsfahrzeuge nutzten. Kein einziger Teilnehmer kam ohne Crash davon. Die meisten Crashs waren Auffahr-Unfälle, weil die „Sportler“ offensichtlich beim „SimRacing“ kein Gefühl fürs Bremsen entwickeln konnten.
Von Spezialisten wurde mir auf Nachfrage bestätigt, dass das selbst bei den den Top-Teams im Motorsport zum Training verwendeten SimRacing-Versionen im Wert von 45 – 50.000 Euro (!) noch nicht in idealer Weise vermittelt werden kann, weil da sehr aufwendige, hydraulische Lösungen notwendig wären.
Haben Sie, liebe Leser, schon einmal bei einer SimRacing-Veranstaltung – man spricht da wohl von Events – einen „Fahrer“ in feuerfester Kleidung (einschl. Unterwäsche), mit Sturzhelm und „Hans“ gesehen, der z.B. eine „Behinderung“ darstellt. Waren solche SimRacing-Fahrer auch in Kabinen, mit Sicherheitsgurten angebunden untergebracht, die mit 60 Grad beheizt waren?
SimRacing kann niemals Motorsport sein und sollte auch niemals „als offizielle Motorsport-Disziplin“ anerkannt werden. Wenn der DMSB das nun auf einer Präsidiums-Sitzung am 4. Oktober 2018 beschlossen hat, macht das eigentlich nur deutlich, wie man diese Organisation in seiner Bedeutung für den wirklichen Motorsport in Deutschland einschätzen sollte.
Noch etwas von Bedeutung, was den Unterschied zwischen echtem und „virtuellen“ Motorsport verdeutlicht:
- Echter Motorsport erfordert auf der einen Seite Mut, aber auch das Gefühl für Grenzen, die „natürlich“, eigentlich vorgegeben sind und mit ein wenig Neugier - manchmal – ein wenig verschoben werden können, denn eigentlich ist nicht Mut, sondern Neugier das Gegenstück zur Angst, die oft unser Überleben sichert.
- Ein SimRacer wird sich damit nicht beschäftigen. Wenn er „abfliegt“ gibt es keine Totalschäden, keine Verletzungen, evtl. genügt eine Betätigung des „Reset“-Knopfes, um weiter zu fahren. - Dabei lernt der Sim-Racer nichts! - Und Vorsicht ist „erlernte Angst“. - Auch die wird einen SimRacer nicht belasten.
Beim DMSB ist man aber – wie in der Pressemitteilung nachzulesen – sicher:
„Konzentration, Reaktionsschnelligkeit und technisches Grundverständnis werden beim SimRacing perfekt geschult. Das zeigen uns auch die Piloten, die sich bei Nachwuchssichtungen im SimRacing-Bereich durchsetzen und bereits im realen Sport Fuß fassen konnten. Dies wollen wir nun noch mehr Fahrern ermöglichen.”
Motor-KRITIK hat dazu schon an den Unfall vom 28. März 2015 erinnert!
Weiß man übrigens beim DMSB, das Schaukeln – z.B. das regelmäßige Schaukeln auf Kinderspielplätzen - den Gleichgewichtssinn verbessert? - Dieses Training lässt sich übrigens genau so wenig „virtuell“ darstellen, wie der echte Motorsport durch SimRacing.
- Aber mit einer DMSB-Lizenz für Schaukeln auf Kinderspielplätzen ließe sich noch Geld verdienen. Und man könnte von „Nachwuchsförderung“ sprechen!
SimRacing hat übrigens in Deutschland nun schon eine Jahrzehnte alte und für eine Gruppe von SimRacer-Spezialisten und -Fans (auch älteren Herren!) eine gewisse Bedeutung. Wenn sich meine Leser von der – bis jetzt – sympathischen Art dieser SimRacer ein Bild machen wollen, sollten sie sich die Viertelstunde Zeit nehmen, um einmal ein virtuell ausgetragenes Formel 1-Rennen mit „alten“ F1-Rennern auf der Rennstrecke von Kyalami (Südafrika) zu verfolgen.
Bis zum Zeitpunkt der Verlinkung hinüber nach YouTube hatte das Video – nach mehr als einem Jahr - deutlich weniger als 100 Zuschauer. Wenn Sie HIER KLICKEN kommen Sie in den Genuss die „F1 1975 Historic Edition, ausgetragen am 14.08.2017 – Kyalami“ einmal mit zu erleben.
Haben Sie noch einmal richtig Spaß, bevor der DMSB mit seinen „bewährten Strukturen“ einen mit der Zeit gewachsenen Freizeit-Spaß zerstört und zu einer neuen Geldquelle für sich weiter entwickelt und – ausbaut!
Professionell! - In der Deutung des DMSB!